Rückblick auf den 2. AchSo!-Fachtag 2025

„Widerstände und Wege – Intersektionale Perspektiven in der Migrationsarbeit“
 30. September 2025 |  Volkshaus Jena

Am 30. September 2025 fand im Volkshaus Jena der zweite AchSo!-Fachtag unter dem Titel „Widerstände und Wege – Intersektionale Perspektiven in der Migrationsarbeit“ statt.


Eingeladen waren Fachkräfte, Ehrenamtliche und Interessierte aus der Integrations- und Migrationsarbeit, um sich über aktuelle Fragestellungen, Herausforderungen und Lösungsansätze auszutauschen.

Fokus des Fachtags

Keynote: Intersektionales Empowerment in der Praxis

Der Fachtag stellte die vielfältigen Überschneidungen von Diskriminierung und Benachteiligung in den Mittelpunkt. Im Fokus standen Dimensionen wie Geschlecht, sexuelle Orientierung, Herkunft, Behinderung und sozialer Status und die Frage, wie diese Faktoren in der Migrationsarbeit zusammenspielen und praktisch berücksichtigt werden können.

Den Auftakt bildete die Keynote von Dr. Susann Pham (Civil Society Consultant & Researcher) unter dem Titel
„Intersektionales Empowerment: Theoretisch plausibel – doch wie in der Praxis?“
Sie gab einen fundierten Einblick in die Entstehungsgeschichte und theoretischen Grundlagen des Intersektionalitätskonzepts und zeigte auf, was Intersektionalität im praktischen Kontext tatsächlich bedeutet. Dabei regte sie zum Nachdenken darüber an, wie Empowerment gelingen kann, wenn verschiedene Diskriminierungsformen zusammenwirken.

Raus aufs Land - Antidiskriminierungsberatung in Thüringen 2.0
Zwischen Grenzen und Chancen: Beratung intersektional

Die Teilnehmenden bekamen einen umfassenden Einblick in die Antidiskriminierungsberatung in Thüringen, mit besonderem Fokus auf die Herausforderungen in ländlichen Regionen wie eingeschränkte Erreichbarkeit, fehlende Finanzierung, mangelnde Fachkräfte und lange Beratungsprozesse. Im Mittelpunkt standen die zentralen Prinzipien der Beratung: Vertrauen, Unabhängigkeit, Intersektionalität, Betroffenenorientierung und Niedrigschwelligkeit. 

LSVD Sachsen  
Queer am Arbeitsplatz

Der Workshop widmete sich dem Thema Queere Migration mit Fokus auf Beratung, Netzwerkbildung und Sensibilisierung von Arbeitgeberinnen. Dabei wurde deutlich, dass queere Migrantinnen, insbesondere aus Erstaufnahmestellen, zunehmend Unterstützung suchen und sowohl physisch als auch psychisch stärker belastet sind. Erfolgreiche Ansätze wie Peer-to-Peer- und Mentoringprogramme für Arbeitgeber*innen wurden als besonders wirkungsvoll hervorgehoben.

Ulrike Schwarz (MINA – Leben in Vielfalt e.V.)
Behinderung und Flucht? Ja – Behinderung hat keine Nationalität!

Ulrike Schwarz behandelte die Definitionen von „Behinderung“ sowie die Bedeutung einfacher Sprache im Alltag und in der Kommunikation. Es wurde vermittelt, dass Verständlichkeit durch zum Beispiel kurze, klare Sätze, den Verzicht auf Fremdwörter und Abkürzungen verbessert wird. Zudem wurde die aktuelle Situation von Migrant*innen mit Behinderung in Deutschland vorgestellt, mit besonderem Fokus auf rechtliche Rahmenbedingungen und bestehende Hürden im Asylprozess und im Alltag.

Besonders betont wurde die Diskrepanz zwischen rechtlichen Ansprüchen und der tatsächlichen Umsetzung sowie die hohe Zahl an „unsichtbaren“ Beeinträchtigungen unter Geflüchteten.

 

Workshops: 

Am Nachmittag boten sechs Workshops Gelegenheit, konkrete Praxiserfahrungen und Ansätze kennenzulernen und zu diskutieren:

Lilith Raza (Fluchtgrund queer – Queer Refugees Deutschland)
Queere Perspektiven im Asylverfahren

Zu Beginn bekamen die Teilnehmenden einen Überblick über die queeren Perspektiven im Asylverfahren und beleuchtete die besonderen Hürden, denen LSBTIQ*-Geflüchtete begegnen. Thematisiert wurden unter anderem Zwangsoutings in Unterkünften sowie der hohe Druck, sich bereits bei der ersten Anmeldung zu outen, da ein späteres Coming-out im Asylverfahren häufig zu Problemen oder einer Nichtanerkennung der Fluchtgründe führt.

 

DaMigra e.V.
Schnittstellen von Gender und Migration in der Praxis

Der Workshop behandelte die Schnittstellen von Gender und Migration in der Praxis. Im Fokus stand das Erkennen und Analysieren von Mehrfachdiskriminierungen bei Frauen mit Migrationshintergrund. Nach einer kurzen Einführung in das Thema arbeiteten die Teilnehmenden in Kleingruppen anhand eines Fragenkatalogs und Fallbeispielen heraus, wo Schwierigkeiten durch Geschlecht, Migrationshintergrund, mangelnde Ressourcen oder strukturelle Probleme entstehen. 

Dr. Angelika Geiling (Zentrum ÜBERLEBEN)
Sprach- und Kulturmittlung im Kontext von Flucht und Trauma

Thema war die zentrale Rolle von Dolmetscher*innen in therapeutischen Kontexten. Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung kultursensibler Übersetzung, nicht nur korrekt zu übersetzen, sondern das Übersetzte auch im kulturellen Kontext sensibel wahrzunehmen. Besprochen wurden die Wichtigkeit der Übersetzung im Setting, die Persönlichkeit und Grenzen der Dolmetscherinnen sowie die Problematik und Behandlung von Traumata bei Migrant*innen. 

 

Förderhinweise

Gefördert wird das Projekt 'Der App-Kompass - Praxiseinsatz und Begleitung in der Integrationsarbeit' durch Mittel der Europäischen Union aus dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds, sowie durch das Thüringer Ministerium für Justiz, Migration und Verbraucherschutz. 

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